Bonnstan – Die Geschichte der Bauernstadt
Die Kirchstadt Skellefteås ”Bonnstan” ist eine der besterhaltensten Kirchstädte des 19. Jahrhunderts und blieb seit seiner Erbauung zwischen 1830 und 1840 fast unverändert. (Anm. des Übersetzers: Kirchstadt im Sinne von Kirchstätte)
Familien, die viele Kilometer entfernt wohnten und eine weite Anreise zu Sonntagsmessen hatten, bauten die Kirchstadt nur als zeitweilige Unterkunft. Kirchstädte entstanden beinahe bei jeder Kirche in Västerbotten, Norrbotten und der finnischen Region Österbotten.
Die Kirchstadt existiert bereits seit dem 17. Jahrhundert und ist eine Folge der schwedischen Konformistenbewegung und dem Aufkommen der Protestantischen Kirche 1527. Die Kirche suchte eine effektivere Möglichkeit zur christlichen Erziehung der schwedischen Bevölkerung wie in den Luther Briefen beschrieben. Das Ergebnis war ein Erlass, die Kirchen regelmäßig zu besuchen. Die örtlichen Priester überprüften dies rigoros.
Da nun die Bevölkerung jeden Sonntag und an allen kirchlichen Feiertagen zur Kirche kommen musste, hatte dies einen größeren Einfluss auf die im Norden lebende Bevölkerung als auf die im Süden Lebenden mit ihren kürzeren Distanzen. Es war wenig überraschend, dass gerade die große Distanz Ursache war für vermehrten Mangel in der Erziehung. Dies führte 1681 zu der Übereinkunft ”Die Kirchgangspflicht?” zwischen den Priestern und den Ortsvorstehern. Sie legte fest, das Menschen, die weniger als 10 km von einer Kirche entfernt wohnten, jeden Sonntag, 10 bis 20 km jeden zweiten Sonntag und 20 bis 30 km jeden dritten Sonntag die Kirche besuchten mussten und so weiter.
Das gesellschaftliche Leben und Sozialwesen machte ebenso Fortschritte während den Wochenendtreffen in den Kirchstädten. Neben den regelmäßigen Mitteilungen der Priester mit religiösen Inhalt wurden auch Informationen über künftige Märkte gegeben. In den Kirchstädten selbst tauschten die Menschen Ereignisse und Neuigkeiten aus der ganzen Region aus. Für viele war dies die einzige Möglichkeit, andere außerhalb ihrer eigenen Familie zu treffen und gerade hier trafen und verlobten sich viele Jugendliche oder fanden Arbeit. In der Tat wuchs die Tradition des gesellschaftlichen Lebens in den Kirchstädten derart, dass sie noch lange weiter lebte, auch nach Ende der Kirchgangspflicht in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die ältesten Niederschriften im Detail über diese Kirchstadt sind aus dem Jahr 1637. Heute wissen wir, dass sie 1672 niederbrannte und sofort wieder aufgebaut wurde. Während des 18. Jahrhunderts soll sie aus über 300 Gebäuden mit zusätzlichen Ställen und Scheunen bestanden haben. 1835 dann brannte erneut ein Feuer die Kirchstadt nieder. In diesem Jahr wurde beschlossen, eine neue kleine Kirchstadt östlich des ursprünglichen Standortes zu errichten. So wurde sie zu der Kirchstadt ”Bonnstan” (Bauernstadt), wie wir sie heute kennen. Der neue Name kam etwa 1854 auf um sie von der neu entstandenen Stadt Skellefteå zu unterscheiden.
Heute besteht Bonnstan aus 116 Gebäuden mit 392 Räumen und noch 3 weiteren Ställen. Die größeren Häuser bestehen aus bis zu acht Räumen – vier auf jeder Etage und mit gemeinsamen Eingang. Kleine Häuser haben meist zwei bis vier Räume.
Weiter nördlich der Kirchstadt gehörte noch ein weiteres Gelände mit Ställen zu Bonnstan. Bis auf die drei Ställe sind diese mittlerweile alle verschwunden, einige wurden demoliert, andere wurden abgebrannt.
Die Kirchgangspflicht wurde 1850 aufgehoben, aber die Tradition blieb über Jahrzehnte erhalten. Seit den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts kamen vermehrt Strassen und Autos auf und es war nicht mehr nötig, in Bonnstan zu übernachten, wenn man die Stadt oder die Kirche besuchte. Bonnstan verfielt langsam, wie es halt Holzhäuser tun, wenn man sie nicht pflegt und traurigerweise wurden viele Gebäude demoliert und als Feuerholz verkauft.
Zwischen 1977 und 1986 wurde Bonnstan nach alten Aufzeichnungen und Beschreibungen im Stile des 19. Jahrhunderts letztendlich wieder renoviert. Das private Eigentum an den verschiedenen Räumen blieb erhalten und den Eigentümer ist bewußt, dass ihr Anteil ein großartiges Kleinod der Geschichte ist, was sorgfältiger Erhaltung für die Zukunft Bonnstans bedarf. Während den beiden Festtagen – Mittsommer und Kirchtag (Kyrkhelgen) – ist Bonnstan wieder so belebt wie in früheren Tagen.
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